„Lege die Schuhe ab. Bist weit genug gegangen.“ *)


Sommertage im Intersein-Zentrum 

"Meditations- und Praxiszentrum in der Übertragungslinie des vietnamesischen Dhyana-Meisters Thich Nhat Hanh. Die spirituelle Leitung liegt bei den Dharma-Lehrern Helga und Karl Riedl. Das geistige Fundament bieten die in der »Plum-Village-Dhyana-Schule« entwickelten und praktizierten spirituellen Wege und Übungsmetho­den. Im Vordergrund steht dabei die Vermittlung der »Kunst der Achtsamkeit«: Die konti­nu­ierliche Übung des Gegenwärtigseins in allem Tun läßt erfahren, daß Meditation und tägliches Leben nicht voneinander getrennt sind... Die tragende Kraft des Zentrums ist eine dort ständig lebende und prakti­zierende Laien-Sangha. An ihrem Leben kann ganzjährig teilgenommen werden. In der offenen, klösterlich-kontemplativen Atmosphäre bietet die Gemeinschaft einen vertrauens­vollen Rahmen, in dem sich persönliches Wachstum und mitfühlendes Handeln entwickeln können." Quelle: buddhismus-deutschland.de


Ankommen.
Von Westen her überquert die Autobahn dreimal die Donau. Fast wie im Märchen- und Sagenreich: dreimal musst Du den Fluss überqueren, drei Rätsel lösen, drei Prüfungen bestehen… In der Ferne ist mit grüner, bergiger Silhouette bereits der Bayerische Wald zu erahnen. Den Ausklang der Fahrt prägen fünfzig aussichtsreiche, grünbeschattete Kilometer gewundener Landstraße durch Wald, Wiesen und Felder. Frischere, klarere Luft dringt zu mir; ein PKW mit dem Kennzeichen „PA - IX“, dem französischen Wort für Frieden, überholt mich, als wäre er ein magischer Wegweiser oder Torwächter für die bevorstehende Zeit.
Die letzten paar hundert Meter geht es eine von Birkenstämmen gesäumte, schmale Straße hinauf; der Blick schweift über die sommerlich blühende Wiese, ich öffne das Fenster, lasse meinen linken Arm die Sommerluft, den Fahrtwind spüren, nehme nochmals den Fuß ein wenig vom Gas und begreife, dass Ankommen nicht erst in jenem Moment beginnt, in dem ich nachher das Haus betreten werde, sondern, dass es schon viel früher eingesetzt hat - mit dem Beladen des Autos am Morgen, dem letzten Gang durch die stillen, aufgeräumten Zimmer, dem Abschließen der Haustür, mit der langen Fahrt.... (oder noch viel früher, vor 17 Jahren mit meiner Internetsuche nach einem stillen, rückzugsgeeigneten Ort und dem allerersten Besuch hier?). Jedenfalls: all das ist es bereits: Ankommen in jedem Moment.
Die von Rasen, Obstbäumen und gepflegten Staudenbeeten gesäumte Zufahrt liegt heute abend menschenleer; nun das Auto sanft ausrollen lassen, den Motor ausstellen, die Tür öffnen und dann doch wirklich und endlich und richtig da sein, hier sein. Den Fuß auf die Erde setzen. Spüren, dass ich willkommen bin. Ein Ort wie ein Mensch, der Dir den Arm um die Schulter legt und sagt: schön, dass Du da bist.

In der Küche.
Es gilt, zwei Melonen und einige Aprikosen für das Frühstücksbüffet vorzubereiten. Die große Frucht in kleinere Stücke teilen, diese von der Schale befreien, mundgerechte Happen schneiden und in die bereitstehende Glasschüssel füllen. Ruhige, schöne Routine, ich fühle mich zufrieden und entspannt. Zwei Drittel der Arbeit sind ungefähr getan, da fällt mein Blick auf die andere, kleinere Melone - eine Honigmelone. Unbewusst beginnen meine Gedanken, sich mit der Zubereitung jener Frucht zu beschäftigen, dass dort die Kerne mit einem Löffel zu entfernen sind, welche Farbe das Fruchtfleisch wohl haben mag, und schwupps - ist es geschehen: die frisch geschnittenen Stücke der ersten und eigentlich aktuellen Melone landen unversehens nicht in der für sie vorgesehenen Glasschüssel sondern in der anderen mit den Abfällen. „Scheiße“ entfährt es mir laut in der stillen Küche. Und gleich hinterher „Entschuldigung“. Ich sammele die Melonenstückchen wieder heraus und bringe sie zu ihren Geschwistern in die Frühstücksschüssel.
Kein Drama, nichts ist dieses Mal kaputt- oder verlorengegangen - außer meiner Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment. Abgelenkt durch Gedanken an die Zukunft, an einen übernächsten Schritt. Gegenwärtiger Augenblick, vollkommener Augenblick - gar nicht so einfach. Und wie ist das erst in einer Welt, wo dem Anschein nach tatsächlich manchmal gefühlt tausend Dinge gleichzeitig zu tun sind? Wie soll das gehen, wenn ich zu Hause koche, ein Telefon klingelt, die Waschmaschine läuft und währenddessen die Uhr im Blick behalten werden muss, um die Abfahrt zum Dienst nicht zu verpassen? Wenn ich schon bei zwei Melonen durcheinanderkomme?
Grenzt es nicht an ein Wunder, dass wir trotzdem immer so vieles schaffen? Und das oft gar nicht so schlecht? Und dass wir das alles überleben? ...
Aber überleben wir es wirklich? Stirbt dann nicht vielleicht doch etwas?
Was bewirkt dieses kleine „ooor, nicht schon wieder“, sobald das Telefon klingelt, dieses „Autsch“, wenn ich beim Gemüseschneiden den Finger erwische, dieses „Sch....“, wenn die Bahn weg ist, dieses fast unmerkliche Stirnrunzeln, heimliche Genervtsein, wenn Dinge aus der Spur laufen, Menschen sich unerwartet verhalten, ein Autofahrer es vor mir nicht über die Kreuzung schafft, ich aber in Eile bin, Pläne in sich zusammenfallen und so weiter. Nicht diese Dinge für sich genommen, aber meine Reaktion auf sie, mein Urteil, die dann engstirnigen Gedanken, welche mein Herz klein und herzlos werden lassen...
Und da ist dann wirklich etwas passiert; da hat dann ganz viel nicht überlebt: die Freundlichkeit, die Offenheit, das zarte Pflänzchen Augenblick... all das wird festgestampft im Schaffen, im täglichen Überlebenskampf, in einem Ritt über den Bodensee. Wohin geht es? Keine Ahnung, frag das Pferd...
Deswegen komme ich hierher. Um den Blick, den Geist wieder zu weiten. Mit Kinderaugen den Augenblick zu betrachten. Kleines ganz groß. Diese Melone, Stück für Stück.

Ein gewaltiger (Heu-)Schreck.
Urplötzlich war ein außergewöhnlich korpulenter Heuschreck auf meinem Hosenbein gelandet. Saß einfach da, freute sich seines Lebens und ahnte nicht das geringste von dem, was seine Anwesenheit in mir auslösen würde. Zunächst der Schreck, die Überraschung über diesen plötzlichen Besuch. Dann die Neugier, auch ein bisschen Belustigung, dieses Tier in seinem Sein zu beobachten. Aber wohin mochte er im folgenden Augenblick wandern, was hatte er vor? Meine gesamte Aufmerksamkeit wurde von diesem kleinen Wesen absorbiert, welches indessen völlig unbesorgt mein T-Shirt erklommen hatte und sich dort umsah - zunächst von vorn (das ging ja noch, immerhin hatte ich das Tier dort im Blick), dann aber über meine Schulter krabbelte, um mich auch von hinten zu inspizieren... in meiner Phantasie spürte ich Herrn Heuschrecks Füße bereits unter dem T-Shirt auf der Haut, hörte mich in Gedanken laut kreischend die klösterliche Ruhe stören und musste erkennen: Ich befinde mich in der Gewalt eines Insektes. Acht Zentimeter, geschätzte dreieinhalb Gramm aus Fühlern, durchscheinenden Flügelchen und Spinnenbeinchen sind offensichtlich in der Lage, mich vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Am Ende ließ er sich dann zwar widerstandslos in die Hände nehmen, sprang ebenso unbeschwert wie unbeschädigt ins Beet, und unsere kleine Affaire fand ein friedliches Ende, aber dennoch: So wird das vorerst wohl nichts mit der Erleuchtung...

Freudvolles Tun.
Nach sonnigen und heißen Tagen regnet es heute in Strömen. Ich melde mich für die Gartenarbeit. Unkraut jäten. Mit Gummistiefeln, Regenjacke und Handschuhen bewehrt, rücke ich im Beet Löwenzahn, Vogelmiere und wucherndem Gras zu Leibe. Den Zucchinipflanzen Luft verschaffen, den Boden lockern... Ich stehe gebückt, auf meine Jacke fällt leise rauschend der Regen wie auf ein Hausdach. Kaum bemerkend, wie eingeschlammt und durchnässt meine Kleidung ist, fühle ich mich zufrieden wie ein Kind, das durch Pfützen patschen und sich dreckig machen darf.
Ich bin angekommen, ich bin zu Hause. In mir, im Hier und Jetzt.

Stille.
Es ist sechs Uhr morgens. Der Gong ertönt. Ich fühle mich wach, ausgeschlafen. Im Liegen einige Male strecken, die Lebensenergie im Körper wachwerden fühlen und anschließend aufstehen - all das kostet heute keinerlei Überwindung. Draußen ist es sommerlich klar. Man könnte fast sagen: der Morgen leuchtet.
Die Meditationshalle ist zur Hälfte gefüllt. Meister Tang Hoi lächelt von der Wand herab. Sitzen ohne Mühe. Einfach sitzen. In Frieden. Stille, die über das Nicht-Reden und eine ruhige, gesammelte Umgebung hinausgeht, die mit akustischen Messungen nicht zu bewerten ist.
Eine Stille, die sich in tiefere Schichten meines Daseins ausdehnt, bis in die Muskulatur vordringt, die Zellen erreicht und dort wohltuend innere Weite schafft. Dass das Denken dabei zur Ruhe kommt, scheint mir gerade eher nur ein Nebeneffekt zu sein. Tiefe Stille, die sich an diesem Morgen im Zen-do wie ein Dom vor meinem inneren Blick erhebt, mich umhüllt, beschützt, mich atmen lässt und weiter reicht als alles, was ich bisher erlebt habe.
Später gehe ich hinaus, um im Gelände nach einem geeigneten Platz für meine Qi-Gong- und Tai-Chi-Übungen zu suchen. In der sommerlichen Luft summen und brummen Bienen, Bremsen und Libellen ausgelassen um meinen Kopf. Ich will aber nicht mit ihnen spielen und fühle mich gestört, abgelenkt, irritiert.
Stille erfahren, wenn es um Dich summt und brummt? Ein Kapitel für sich. Hier in Hohenau wird nur der Grundstein für weitere Erkenntnisse gelegt.

Nachrichten.
Seit diesem Jahr ist die Gegend um das Praxiszentrum mit schnellem mobilem Internet versorgt. Mühelos dringen die täglichen Schlagzeilen durch das Display meines Smartphones in die hiesige Idylle. Berichte über grausame, sinnlose Morde - nicht vom anderen Ende der Welt sondern mitten aus Deutschland. Auf dem Bahnsteig eines niederrheinischen Provinzortes wird eine Frau mutwillig vor den Zug gestoßen. Wenige Tage später wird sich eine derartige Tat auf dem Hauptbahnhof in Frankfurt am Main wiederholen. Das Opfer - ein achtjähriges Kind. Die Regierung in Berlin plant derweil, den Reichstag mit einem zehn Meter breiten und zweieinhalb Meter tiefen Wassergraben zu umgeben. Die an Abstrusität kaum zu übertreffende Koinzidenz der Ereignisse macht mich wütend, traurig, hilflos, ohnmächtig...
Dass solche Erscheinungsformen des Lebens - wie alles andere auch - der Vergänglichkeit unterworfen sind, stellt momentan nur auf der Verstandesebene einen gewissen Trost her. Ich wünsche mir ein Zauberschwert, um die Welt mit einem Schlag in Ordnung bringen zu können…
Ein Spaziergang führt mich an der Statue von Manjushri vorüber, dem Boddhisatva der Weisheit und der Erkenntnis. Mit seinem Schwert kann er Dämonen der Finsternis vertreiben und Licht bringen.
Und während ich das schreibe, wird in Stuttgart am hellichten Tag ein Mann auf der Straße niedergemetzelt. Die Waffe, mit der das geschah, war ein Schwert. Ich erstarre.
Achte auf deine Gedanken. Geduld, Kraft und Demut. In Demut steckt auch Mut. Den Geist, die Gedanken reinigen, Mitgefühl kultivieren. Wenn viele das tun, wird es vielleicht etwas bewirken?
Unter einer Kiefer sitze ich im Halbschatten auf der Bank. Sommerlich warme, trockene Luft. Der Blick über Rosenbüsche und Wiese hin zum Wald. Eine Libelle fliegt schimmernd an mir vorbei.

Königsrunde.
Auf der Wiese vor der Terrasse im Schatten dreier großer Bäume versammeln wir uns zur Teepause und zum Austausch.
Sprechen und Lauschen mit offenem Herzen und wachem Geist.
Begegnungen voller Respekt, Offenheit und Würde.
Immer wieder kommt mir die Assoziation an eine Runde von Königen.
Es ist eine Freude, sich voreinander zu verneigen.

Viele Köche.
Nach dem Morgenkreis versammeln wir uns in der Küche, um Zutaten für die nächsten Mahlzeiten während des Retreats zuzubereiten. Wir sind zu zehnt, alle Altersklassen vertreten, von 24 bis 85 Jahren. Jeder bekommt ein Schneidebrett, ein Messer. Auf der Arbeitsfläche türmen sich Zwiebeln, Kürbisse, Zucchini, Karotten... Wolfgang, der älteste von uns, erweist sich als Boddhisatva des Zwiebelschneidens. Zehn oder mehr Zwiebeln in feine Würfel gehackt, ohne dass ihm eine einzige Träne fließt.
In der vollen Küche gibt es kein Gedrängel, keine Platzhirschkämpfe. Der Raum ist erfüllt von Respekt und Wertschätzung. Kein Reinreden oder Besserwissen. Gemeinsam schaffen wir die Basis für Ratatouille, Kürbissuppe, Salat. Die geputzten und geschnittenen Gemüsewürfel füllen nach und nach geräumige Edelstahlschüsseln und bilden in ihren verschiedenen Farben zusammen mit gehackten Kräutern und Kapuzinerkresseblüten ein lebensfrohes Stilleben.
Wie ein überflüssig gewordener Mantel gleitet der Ehrgeiz von mir ab und mit ihm mein Bestreben, besonders geschickt oder schnell zu sein, ich fühle mich weich und durchlässig werden, möchte oder muss nicht wichtig sein mit meinem Können, meiner Erfahrung, meiner Effizienz oder Geschicklichkeit. Bin ein Fischlein von vielen in diesem wunderbaren Schwarm. Ein Kieselstein im Flussbett, der vom Wasser mit der Zeit rundgeschliffen wird. Ein frohes Schaf in friedlicher Herde.

No coming, no going.
Die Tage sind geprägt von An-und Abreise. Menschen verabschieden sich, neue kommen hinzu. Manchmal sind es bekannte Gesichter; Freunde, denen ich vor ein, zwei oder auch mehr Jahren bereits begegnet war; dann fühlt es sich an wie bei einer Familienfeier, wo man sich lange nicht gesehen hat und dennoch gleich wieder Vertrautheit und Freude empfindet. Andere kommen zum ersten Mal, erkunden tastend und mit staunenden Augen dieses Haus und das Gelände, entdecken wie Kinder die hier geübten Dinge - das Innehalten bei einem Telefonklingeln, dem Gong oder dem Zwitschern der Vogelstimmenuhr im Speisesaal, das Betreten des Meditationsraumes oder das Essen im Schweigen. Es ist schön und spannend zu beobachten, wie dieses Vertrautwerden mit dem Leben im Zentrum sich nach einiger Zeit in den Bewegungen, in den Gesichtern spiegelt, wie bald alles selbstverständlicher wird, Entspannung und Offenheit zunehmend Raum gewinnen;
Und immer von neuem das Phänomen, wie schnell und leicht es hier geschieht, andere Menschen liebzugewinnen, ihr Wesen wertzuschätzen, ihnen vielleicht tiefer in die Seele zu schauen, als es normalerweise üblich ist. Die erhöhte Aufmerksamkeit, die weitgehende Absenz von Ablenkungen, von Leistungen, von „Eindruckmachen“. Stattdessen Hingewandtsein, Wertschätzung, offener Geist, wacher Blick. Dem anderen wie einem klaren See auf den Grund sehen. Früchte der Meditation?
Manchmal geschieht es, dass sich der eine oder andere bei seinem Besuch folgenschwer in diesen Ort verliebt, nur noch kurz nach Hause fährt, um alles zu regeln und dann bald ein festes Mitglied der Gemeinschaft wird; kein reiner Sommergast mehr, sondern dem Haus verbunden im Wechsel der Jahreszeiten.
Einige, von denen ich oft das Gefühl hatte, sie wären für immer hier verwurzelt, haben später doch einen anderen Weg eingeschlagen, und es bleibt offen, ob wir uns je wieder begegnen werden.
Alles ist im Wandel. Immer.
Ich selbst bereite mich in diesen Tagen auf die Abreise vor und gehe in dem guten Gefühl, dass es für dieses Mal genug ist, ich keinen „Nachschlag“ benötige. Sicher werde ich den weiten Blick über die Wiesen hin zum spitzen, wie von Feininger gezeichneten Kirchturm des benachbarten Dörfchens Kreuzberg, den schattigen Weg durch den Wald und die abendlichen Spaziergänge die kleine Straße hinab vermissen.
Aber ich weiß auch, wie präsent all diese Dinge und natürlich das Leben der Gemeinschaft in meinem Denken und Handeln sind, wie sehr mich das alles hier über die Jahre meiner immer wiederkehrenden Besuche geprägt hat, was ich erfahren und erlernen durfte an dieser kleinen Herzensuniversität inmitten des Bayerischen Waldes.
Ich weiß, dass „im Zentrum zu sein“ nicht an einen bestimmten Ort, ein Praxiszentrum gebunden ist, sondern dass ich im Grunde überall zu Hause sein und ankommen kann, dass ich frei bin für die Welt, für das Leben, meine Arbeit und die Menschen in meiner Nähe.

Der letzte Morgen.
Wir versammeln uns im Speiseraum zum Frühstück. Neben mir am Tisch Helga und Karl. Ich genieße die stille Gegenwart meiner beiden Lehrer, bin berührt von ihrer Liebe und unserer Verbundenheit.
Ich spüre meinen Atem und eine Klarheit, die fast Gedanken lesen lässt. In diesem Augenblick scheint die Essenz all unserer Gespräche, aller Meditationen, aller unserer Begegnungen, unserer Vergangenheit und unserer Zukunft wie in einem Diamanten konzentriert eingeschlossen.
Eine Fliege ist auf meinem Arm gelandet. Ihre Beinchen wandern über meine Hand, erkunden meinen Arm, ich fühle ihre krabbelnden Schritte auf meiner Haut.
In diesem Moment: Frieden.

Sibylle Eichhorn, Hohenau und Kaarst im Juli 2019


*) Zitat im Titel aus "Moses und Aron" von Arnold Schönberg